Zur Weihnachtszeit liegt das Geld locker im Portemonnaie. Man fragt sich alljährlich, warum gerade in dieser Jahreszeit die hart erarbeiten Scheine so schnell verschwinden, ohne dass wir nennenswerten Widerstand leisten. Im Laufe des Jahres sparen wir noch wie von Sinnen. An den Trinkgeldern, die zu üppig erscheinen, an der Toilettenfrau, der wir die wenigen Cents für das saubere Örtchen vorenthalten. Oder am Tanken – meilenweite Umwege, um ein paar Cents für den Liter Benzin zu sparen. Die Pfandflaschen bringen wir brav zurück zum Leergutautomaten. Und wenn uns ein Händler einen Kaufgutschein schenkt, lösen wir den schnurstracks ein. Es geht uns bei kleinen Ausgaben um das „Prinzip“ und nicht um das Geld. Wieso sich an der roten Ampel die Scheiben für 50 Cent waschen zu lassen – ich hab nicht darum gebeten! Und an wie vielen Bedürftigen laufen wir achtlos vorbei? Weil wir ja nicht die Heilsarmee sind und die doch bitte schön arbeiten gehen sollen. Man stelle sich vor, alle 5 Minuten eine milde Gabe – dann bleibt nichts mehr für mich übrig. Wir rechtfertigen uns mit dem Argument der Gerechtigkeit, aus Prinzip! Schaut man genauer auf diese edle Einstellung, verstecken sich dahinter eher kleinteilige Werte, deren Ursprung man lieber nicht genauer unter die Lupe nehmen sollte – es könnte sich um puren Geiz handeln.
Man spricht nicht über Geld, deshalb spekulieren wir dezent an der Börse. Wenn es gut geht, macht das sofort bei Freunden und Familie die Runde, wenn nicht, behält man es schön für sich. Alle machen Bombengeschäfte an der Börse, nur davon wird erzählt. Wer nicht mitmacht, ist ein bemitleidenswerter Idiot, der die Zeichen der Zeit nicht verstanden hat und noch arbeiten geht. Lohnen würde sich hier die Lektüre von Fachleuten, wie z.B. dem vor Jahren verstorbenen Finanzexperten Andre Kostolany. Er sagte, wer viel Geld hat, kann spekulieren, wer wenig Geld hat, darf nicht spekulieren und wer kein Geld hat, muss spekulieren.
Wir behelfen uns zur Weihnachtszeit mit anderen Prinzipien, die das wilde und ungezügelte Geldausgeben begünstigen. Geld ist nicht alles und es stinkt auch nicht. Es ist eh gewonnen wie zerronnen. Es brechen alle Dämme, Geld allein macht ja nicht glücklich, sparen können wir noch in der Not, oder? Manch einer baut sich eine wacklige Logik auf, nach der die Einnahmen den Ausgaben folgen. Das heißt, erst einmal Geld ausgeben und sich danach überlegen, wie es wieder verdient wird.
Mein Weihnachtswunsch: zahlen Sie über Weihnachten niemandem etwas heim, beschenken Sie Ihre Liebsten – koste es was es wolle! Geld ist nicht alles – aber Vorsicht, alles ist nichts ohne Geld, oder?